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    campingArt

    Projekt

    Campingplatz der urbanen Art auf dem Marktplatz

    Für einen Tag und eine Nacht entstand am 30.Mai 2015 in Ahlen der erste Campingplatz mitten im Zentrum der Stadt. Nachdem das Bürgerzentrum Schuhfabrik ein Jahr zuvor mit dem einwöchigen Programm „Rückbesetzung – Alte und neue Stadteroberungen“ den Stadtraum neu erkundete und den Blickwinkel darauf geschärft hat, wurde nun das Zentrum der Stadt, der Marktplatz, nicht nur belebt, sondern auf ihm gelebt. Was zum Leben elementar dazu gehört, ist Essen, Trinken und Schlafen und was bietet sich da besser an als ein Campingplatz.

    Unter dem Titel campingART wandelte sich der Marktplatz zum Campingplatz für Alle und mit allem, was dazu gehört: Mini-Market, Wellnessbereich mit mobiler Sauna und Lagerfeuer. Jeder Camper gestaltete dabei seine eigenen paar Quadratmeter selbst – ob mit Kunstrasen, Blumen, Gartenzwergen oder Hecke, ob mit Hauszelt, Igluzelt oder Wohnwagen, Gaskocher oder Kohlegrill. Jeder, der auf diesem besonderen Campingplatz zelten wollte, konnte sein Zelt oder Caravan auf dem Marktplatz aufbauen.

    Doch dieser Campingplatz hatte noch mehr zu bieten – die urban Art. Mobile Kunstprojekte zum Mitwirken mischten sich mit Themen von Fernweh, Träumen bis zur aktuellen Flüchtlingssituation in diesen ungewöhnlichen Campingplatz ein. Wie zum Beispiel das Droombureau (Traumbüro) der Niederländischen Künstlerin Karen Opstelten. Ein schwarzer Wohnwagen vor dem Reisebüro am Marktplatz bildete dabei die Plattform zwischen den Welten. Von außen taten die Besucher mit weißen Lackstiften ihre Träume kund. Das Innenleben des Traumbüros bestimmten Hunderte von Zeichnungen der Träume von Besuchern, die Opstelten über Jahre in ihrer Aktion gezeichnet hat. Die alltägliche Welt erhielt einen spürbaren Link zur Traumwelt. Inzwischen stehen hunderte Träume und die dazu gezeichneten Bilder auf ihrer Website (www.droombureau.com).

    Der Bochumer Künstler Matthias Schamp lud in seinem MYTHOS-GRILL unter dem Motto Reflektieren und Frittieren alle Besucher ein, einen neuen Entwurf für das Ehrenmahl auf dem Ahlener Marktplatz aus Kartoffeln zu Schnitzen und danach zu frittieren. 1997 gründete Matthias Schamp in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum Münster den MYTHOS-GRILL als alltagsarchäologische Spielstätte und Pommesbude im Raum des kollektiven Bewusstseins. Seitdem floriert das Unternehmen mit temporären Filialen in diversen Museen und Kunstinstitutionen im In- und Ausland. Dabei wurde die Angebotspalette permanent erweitert. Ob mit Angeboten wie Fisch-Stäbchen-Bring-Service, Frikandel-Staffellauf, Fritteusenfarbkreis, Pommesgabel-Sortier-Aktion, „Sei-dein-eigener-MYTHOS-GRILL“-Salbe oder Grundfarben-Frittieren – den Bedürfnissen einer anspruchsvollen Kundschaft wird auf jede erdenkliche Weise Rechnung getragen.

    Die Installation unter dem Titel „Refugee – Tent“ lenkte den Blick auf die andere Seite von Zeltstädten, die zurzeit auf der ganzen Welt wachsen.

    Darüber hinaus versprach dieser Abend ein außergewöhnliches Konzertereignis mit den beiden Bands um die Musikerinnen Christine Owman aus Schweden und She Owl aus Italien. Christine Owman wurde von Bassist Neil Keener (Wovenhand/Planes Mistaken For Stars) und Robert Wegner an der Gitarre begleitet. Dies ist ihr einziges Konzert in Nordrhein-Westfalen. Christine Owman produzierte alles selbst und erschuf sich dabei eine unerschöpfliche Bandbreite – verträumter Folk wurde von rohen, verzerrten, basslastigen Klängen attackiert, Hall-Kaskaden schwollen auf und ab, ihre Stimme kam nicht nur von überall her, nein, sie war überall. Danach eröffneten She Owl als nachtaktive Wesen den Abend. She Owl ist zum Teil Frau und zum Teil Tier, mit einer Stimme, die mit den Kreaturen des Waldes singt. Jolanda Molette wurde in Italien geboren, lebt zwischen Paris und San Francisco und nahm dort ihre aktuelle CD auf. Sie und Demian Endian musizieren auch auf ungewöhnlichen Instrumenten, wie z.B. Kalimba, indisches Harmonium, Autoharp und Rahmentrommel. Jolandas Stimme ist mal träumerisch und zärtlich, mal fest im Waldwurzelwerk vergraben, stets eine absolut faszinierende. Ihre Songs erzählen Fabeln für eine kollektive Seele. Das Duo wird zuweilen mit einer sanften PJ Harvey, Agnes Obel oder Nico verglichen. Mit Cocorosie, Joan as a Policewoman oder Kaki King teilten sie die Bühne.

    Nach der Nacht auf dem Marktplatz tauchten dann alle Erwachsenen und Heranwachsenden ab sechs Jahre noch mal in die Träume der vergangenen Nacht ein. „KATZE, HAHN und FÜCHSIN, DER MOND NIMMT AB UND ZU, AB UND ZU, AB UND ZU!“ so der Titel des Theaterstücks von Stephan Rätsch, der die Besucher am Sonntag morgen in ein Spiel mit zarten hölzernen Figuren auf Bügelbrett und Stehleiterwagen, über Mond und Sterne, Liebe und Sehnsüchte entführte.

    Beitrag vom CampingArt 2015 von AhlenTV: